Promovieren mit Kind und Beruf: „Jetzt darf ich schreiben.“

Andrea Karner ist Lehrerin, Mutter eines Sohnes und seit Kurzem – tataaa! – promovierte Mathematik-Fachdidakterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Graz und berichtet hier, wie sie das Zusammenspiel von Promotion, Beruf und Familie erlebt hat. Das Besondere: Ich durfte sie über ein Jahr lang in ihrer Promotion begleiten, denn ich war als Coach an ihrer Seite. Viele der geschilderten Höhen und Tiefen habe ich selbst mitbekommen und mit ihr gemeinsam reflektiert. Am Ende des Beitrags erfahrt Ihr, welche Vorteile sie aus dem Erfolgspaket – meinem Jahrescoaching – gezogen hat.

Promotion und Kinderwunsch passen zusammen

Ich bin ursprünglich Lehrerin und habe im Bereich Fachdidaktik Mathematik promoviert. Im ersten Promotionsjahr wurde ich schwanger. Es war so geplant, da ich von vielen Seiten gehört habe, dass sich die Karenzzeit mit dem Verfassen einer Dissertation gut vereinbaren ließe. Mir war bewusst, dass das Projekt auf wackeligen Beinen stehen und mich eine längere Pause erwarten könnte – vor allem dann, wenn unser Kind wenig schlafen würde. Letztendlich hat unser Sohn die ersten sechs Monate auf mir gelebt. Er ließ sich kaum weglegen und auch der Schlaf wurde überbewertet. Dennoch habe ich es geschafft an meinem Traum festzuhalten und es war möglich, kurz nach dem 2. Geburtstag unseres Sohnes meine Promotion abzulegen.

Neuer Arbeitsrhythmus nach Baby-Auszeit

Ich habe das Exposé kurz vor der Geburt unseres Sohnes eingereicht und mich gleichzeitig gedanklich vom Projekt verabschiedet. Das erste halbe Lebensjahr war ich voll und ganz für unseren Sohn da und stellte meine Interessen in den Hintergrund. Nach diesen sechs Monaten entwickelte mein Sohn einen Tagesrhythmus, vieles wurde planbarer und auch mein Kopf war wieder bereit für neue Herausforderungen. Ich entschied mich, an einem Doktoratskolloquium teilzunehmen und mich der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen. Ich begann mich wieder in das Thema einzulesen und Anknüpfungspunkte zum Exposé zu finden. Im Zuge der dislozierten geblockten Lehrveranstaltung für DoktorantInnen konnte mich ein verlängertes Wochenende ganz der empirischen Sozialforschung widmen und war wieder inmitten meiner Forschungsarbeit.

Kinderbetreuung, Arbeitszeit und Promotion

Als unser Sohn neun Monate alt war, ging mein Mann für zwei Monate in Karenz. Dies war möglich, da wir ein Modell nutzen, bei dem sich die Karenzzeit verlängert, wenn der Vater mindestens zwei Monate zuhause bleibt. Wir entschieden uns für die Sommermonate, da ich aufgrund der Ferien nicht unterrichten musste und mich voll und ganz meiner neuen PraeDoc-Stelle (50%) an der Universität widmen konnte. Es war ein Luxus für mich, Montag bis Freitag vormittags auf die Uni zu fahren und an meiner Dissertation zu schreiben.

Als mein Mann wieder arbeiten musste, setzte ich meine Karenz fort. Meiner Verpflichtung an der Universität ging ich aber weiter nach und überbrückte den Monat bis zur Krippeneingewöhnung mit Abend- und Wochenendarbeit. Ich hatte das volle Vertrauen meines Chefs und durfte jederzeit von zuhause aus arbeiten.

Als mein Sohn ein Jahr alt war, starteten wir mit der Krippeneingewöhnung. Es klappte gut und ich konnte nicht nur meinem Job als Universitätsassistentin nachgehen, sondern auch wieder in der Schule unterrichten.

Planen und flexibel bleiben

Im Grunde war alles gut durchgeplant. Mein Stundenplan in der Schule und auch die Zeit auf der Universität waren so eingeteilt, dass ich unseren Sohn um 14 Uhr von der Krippe abholen konnte. Der Nachmittag war für die Qualitytime reserviert und am Abend ging ich weiter meiner Arbeit nach. Alles war perfekt abgestimmt, wenn da nicht sämtliche Kinderkrankheiten gewesen wären. Unser Sohn war fast jede zweite, dritte Woche krank und musste von der Krippe zuhause bleiben. Da ich von meiner Dienstzeit flexibler war, blieb ich meistens bei ihm. Auch wenn es an meinen Kräften zerrte, nutzte ich jede Minute, die unser Sohn schlief und schrieb auch an diesen Tagen weiter an der Dissertation. Ich habe mir immer Zwischenziele gesetzt und diese zu erreichen hat mich besonders angespornt.

Entlastung schaffen und Unterstützung nutzen

Eine der größten Ressourcen war in dieser Zeit mein Mann für mich. Ab der Karenzzeit übernahm er die Verantwortung über die Küche und größtenteils auch den Haushalt. Ich musste mich um keine Einkäufe kümmern und soweit es für ihn möglich war, bekochte er uns. Das war eine große Entlastung für mich. Da unsere Familien weit weg von uns wohnen, sehe ich die Kinderkrippe als große Ressource an, denn auch wenn wir viele Krankenstandtage hatten, wusste ich, dass unser Sohn von 7 bis 14 Uhr gut betreut ist und ich mir in dieser Zeit keine Sorgen um ihn machen muss. Eine weitere Ressource waren unsere beiden Babysitterinnen. Wir haben das Glück, zwei Schwestern gefunden zu haben, die unseren Sohn regelmäßig und flexibel betreuen.Flexibilität ist auch eine persönliche Eigenschaft und gleichzeitig Ressource, die sich während meiner Promotionszeit entwickeln durfte und von der ich heute noch zehre.

Gedanken sortieren an der Seite eines Kleinkindes

Intensiv in Erinnerung werden mir die Zeitpunkte bleiben, in denen mein Sohn eingeschlafen ist und ich regelrecht zum Computer gelaufen bin, weil ich meine neuen Ideen zu Papier bringen wollte. Ich habe sehr oft die Einschlafphasen meines Sohnes genutzt, um die Gedanken rund um eine wissenschaftliche Arbeit zu sortieren. Viele Erkenntnisse habe ich auch während der Nachmittagsaktivitäten mit meinem Sohn gehabt. In der Zeit, in der er zu laufen begonnen hat, bin ich ihm kilometerweise hinterhergegangen. Auch dabei konnte ich oft neue Lösungsstrategien für meine Dissertation entwickeln.

Wertvolle Auszeiten und gut genutzte Schreibzeiten

Durch meinen Sohn war ich angehalten, Pausen einzulegen, die ich sonst nicht gemacht hätte. Ich habe gelernt, dass diese Pausen oft sehr ertragreich sein konnten. Die Zeit, die ich nicht vor dem Computer oder vor Büchern verbrachte, sah ich immer mehr als Chance, mich zu regenerieren und zum gesamten Projekt Abstand zu gewinnen. Zum einen nutzte ich diese Zeit dafür, meinen Kopf frei zu bekommen, zum anderen machte ich Planungen, konzipierte den Aufbau vom nächsten Kapitel oder entwickelte Lösungen für Themen, bei denen ich gerade feststeckte.

Zudem habe ich gelernt, die Zeit wirklich zu nutzen. Viele Eltern fragen sich: Was habe ich früher nur mit meiner Zeit gemacht? Wie viel Zeit habe ich mit sinnlosen Tätigkeiten verbracht? Kinder animieren dazu, die Zeit, die einem persönlich zur Verfügung steht, noch effektiver zu nutzen. Ich habe kein einziges Mal gedacht „Ich muss schreiben.“ Anstelle von dieser Verpflichtung trat die angenehme Empfindung „Jetzt darf ich schreiben.“ Letztendlich hat dieser Zugang dazu geführt, dass ich meine Dissertation innerhalb von zwölf Monaten geschrieben habe. Heute frage ich mich, wie ich es neben Kleinkind und Lehrverpflichtung geschafft habe. Eine Antwort ist bestimmt, dass ich diese Arbeit als Projekt angesehen habe, bei dem ich ganz bewusst etwas für mich selbst mache und dieser Zugang hatte wirklich eine magische Wirkung. Der besondere Reiz war für mich stets die geistige Herausforderung, die perfekte Ergänzung zu meinem Alltag mit Baby bzw. Kleinkind.

Promovieren mit Kind und Beruf als Chance – 3 Mutmachsätze für Euch

  • Mit Kind lernst du die Zeit noch effektiver zu nutzen.
  • Ein Kind relativiert viele wissenschaftliche Probleme. Du beginnst anders zu denken und findest auch andere Lösungswege.
  • Ein Kind reguliert deinen Tagesablauf. Du bist gezwungen konstruktive oder regenerierende Pausen von deinem Schreibprozess zu machen.

Rückblick auf das Promotionscoaching

Mit Frau Beckmann gelang es, viele Steine aus dem Weg zu räumen, Knoten zu lösen und motiviert voranzuschreiten. Die Coachings waren sehr ertragreich, weil Frau Beckmann genau die richtigen Ansätze fand und gemeinsam mit mir hilfreiche Lösungsstrategien entwickelte. Das Schöne an der einjährigen Begleitung war, dass Frau Beckmann mich und meine Situation kannte und es oftmals nur wenige Worte brauchte, um die Sache auf den Punkt zu bringen. Die zusätzliche Email-Begleitung empfand ich als sehr große Bereicherung, da ich immer wieder wertvolle Motivationstipps und Denkanstöße erhielt. Gerade am Ende der Promotionsphase, als die Nerven blank lagen, war Frau Beckmann jederzeit für mich erreichbar und mein Fels in der Brandung.

Liebe Frau Karner,

ich danke Ihnen ganz herzlich für diese Einblicke in Ihre Promotion mit Kind und Beruf. Ich habe es schon oft gesagt, und sage es gern noch einmal: Ganz toll, wie Sie diese besondere Lebensphase für sich gestaltet haben – und ganz beeindruckend, wie viel Energie Sie für Ihr Promotionsprojekt aufgebracht haben. Es hat mir viel Freude gemacht, an Ihrer Seite zu sein!

Wenn auch Du Dir eine Begleitung an Deiner Seite wünscht, dann unterstütze ich Dich gern. Leidenschaftlich gern bin Deine Mutmacherin, Strukturgeberin, Sorgenpapierkorb, Gedankensortiererin uvm. Melde Dich gern zum kostenlosen klarwärts-Gespräch unter hallo@klarwaerts-coaching.de und wir schauen uns Deine Situation gemeinsam an. Mehr Infos zu meinem Angebot für promovierende Eltern findest Du hier. Wenn Du Dich gern austauschen möchtest zum Thema Promovieren mit Kind und Beruf, dann bist Du herzlich willkommen in meiner LinkedIn-Gruppe: https://www.linkedin.com/groups/8907240/