Deine Elternzeit steht bevor und Du fragst Dich, wie Du die Arbeit an Deiner Promotion in dieser Phase sinnvoll vorbereiten kannst? In diesem Beitrag habe ich sechs nützliche Tipps für Dich zusammengestellt. Du erfährst, worauf es bei der Planung vorab ankommt und wie Du gelassen und dennoch „am Ball“ bleibst.

Wenn Du Dich neben der inhaltlichen Planung gerade mit bürokratischen Fragen beschäftigst, können diese  Infos rund um Elternzeit, Elterngeld und Co. Dir nützen.

6 Tipps für die Promotion in der Elternzeit

1. Sammle Anknüpfungspunkte.

Wenn Du nach der Geburt Deines Kindes zum ersten Mal wieder an Deine Doktorarbeit denkst, wird sich dieses Projekt wahrscheinlich sehr weit weg anfühlen. Jetzt geht es erst einmal darum, wieder reinzufinden. (Hier findest Du einige Gedanken dazu, welche Schritte zu welchem Zeitpunkt der Elternzeit möglich sind).

Überlege Dir, wo Du nach einer längeren Pause am leichtesten wieder anknüpfen kannst. Notiere Dir Deine aktuellen Fragen und Deine Ideen dazu, wie Du sie klären möchtest: Wen kannst Du ansprechen? Welche Literatur konsultieren? Welche Recherchen sind noch nötig? Welchen Textabschnitt möchtest Du weiter ausarbeiten (Tipp: Wähle hier einen, der sich schon gut liest und der Dich wieder in’s Thema bringt)?

Und noch kleiner Tipp für die spätere Motivation: Schreibe Dir auf, was Dich gerade am meisten an Deinem Thema reizt und worauf Du neugierig bist. Vielleicht formulierst Du sogar eine kleine Einladung an Dich selbst, Dir Deine Diss wieder vorzunehmen?

2. Plane großzügig.

Wenn Du Zeitpläne machst und Deine Ziele für die Elternzeit formulierst, gehe dabei großzügig vor und achte auf ausreichende Zeitpuffer. Jetzt kannst Du bspw. auf Deine Liste von Anknüpfungspunkten zurückgreifen und sie mit passenden Zeitfenstern oder Fristen versehen. Prüfe, ob sie sich für Dich noch stimmig anfühlen, welche ToDos Dich am meisten anziehen und vor allem, ob sie realisierbar erscheinen. Wenn das nicht der Fall ist, sind die einzelnen Aufgaben vielleicht zu groß gewählt. Neben großzügiger Planung ist also auch eine realistische Planung nötig. Mehr zum produktiven Arbeiten gibt es hier demnächst zu lesen.

Möglicherweise stellst Du fest, dass Du Deinen bisherigen Zeitplan für die Elternzeit nicht einhalten kannst. In diesem Fall müssen die Fristen, die Du Dir gesetzt hast, schlicht über Bord geworfen werden. Das ist immer noch besser, als sie mit schlechtem Gewissen über dem Schreibtisch hängen zu lassen. Du kannst das als Möglichkeit nutzen, Deine Zielsetzung auf Stolpersteine zu überprüfen. Also: Was hat die Umsetzung Deiner Pläne schwierig gemacht? Wie geht es besser? Und dann: Nutze den neuen Schwung für die weitere Planung!

Wichtig bei Deiner Planung: Vergiss‘ auch die Pausen nicht. Schaffe Dir Zeiträume, in denen Du die Diss bewusst liegen lässt. Das schlechte Gewissen hat in diesen Zeiten ebenfalls Pause.

3. Sei nachsichtig mit Dir.

Du bist in der Elternzeit angekommen und möchtest eine gute Arbeitsroutine entwickeln? Das ist super, denn es bedeutet, dass Du wieder gedankliche Kapazitäten für Deine Promotion frei hast! Dennoch rate ich Dir, Deine eigene Energie gut im Blick zu behalten. Nur mit einer gesunden Einteilung Deiner Kräfte kann es gelingen, dass Du langfristig am Ball bleibst. Als Mutter oder Vater sind die eigenen Energiereserven stark von den aktuellen Bedürfnissen Deines Kindes abhängig – von Deiner Tagesform und Motivation ganz zu schweigen.

Falls es mal nicht so läuft wie gedacht: Lass‘ Dein schlechtes Gewissen nicht Überhand nehmen. Sei kreativ und finde eine alternative Lösung. Manchmal ist es eine gute Idee, die Diss bis zum nächsten Tag liegen zu lassen, manchmal hilft eher ein „Augen zu und durch, das mache ich heute noch“. Wäge das gut für Dich ab und mache Dir bewusst, dass die Promotion nicht wegläuft. Ein verpatzter Lese- oder Schreibtag lassen sich am Ende wieder ausbügeln. Flexibilität und Improvisationstalent werden jetzt ohnehin verstärkt als Kompetenzen in Deinem Alltag als promovierende Mutter oder promovierender Vater gebraucht… 😉

4. Halte Kontakt.

Wenn sich für einige Zeit Dein Leben ganz um Dein Kind dreht, kann es sein, dass Du Dich bezüglich Deiner Dissertation als Einzelkämpfer*in fühlst. Damit dieses Gefühl nicht zu stark wird, solltest Du Dich in einer längeren Elternzeit nicht ganz isolieren.

Halte Kontakt zu Personen, die Du mit Deiner Promotion in Verbindung bringst: Deine Betreuungsperson, Deine Kolleg*innen, andere Promovierende aus Deinem Fachbereich. Hilfreich ist auch der Austausch mit anderen promovierenden Eltern, die Deine Situation gut kennen. Die Möglichkeit findest Du u.a. in meiner Facebook-Gruppe. Neben diesem menschlichen Kontakt ist auch der gedankliche gemeint: Bleibe in Verbindung mit Deinem Thema und Deiner Absicht zu promovieren. Führe Dir immer wieder Deine Motivation vor Augen und was Dich an Deiner Promotionsidee reizt. Und schließlich: Halte Kontakt zu Dir selbst als Forscher*in, der/die Du neben dem neuen Mama- oder Papa-Dasein immer noch bist. Du hast vor der Geburt Deines Kindes etwas angestoßen, wofür Du besondere Qualitäten hast. Sie sind immer noch da und wollen wieder gelebt werden!

5. Suche Dir Unterstützung.

Klar ist: Die Zeit mit Kind ist herausfordernd. Die Promotion lässt sich leichter voranbringen, wenn Du Unterstützung hast oder Dir aktiv welche suchst.

Damit ist zum einen die personelle Unterstützung gemeint, ganz egal ob Babysitter, Tagesmutter oder Familie (falls in der Nähe). Ein Netzwerk zu haben, dass Dir Zeit- und Freiräume verschafft, ist eine echte Erleichterung.

Darüber hinaus denke ich an moralischen Support: Wer unterstützt Dich in Deiner Entscheidung zur Promotion mit Kind? Auf diese Stimmen solltest Du hören! Kritische Stimmen aus der Familie und Deinem Freundeskreis dagegen solltest Du nicht zu viel Beachtung schenken. Die Erfahrungen zeigen, dass Promovieren mit Kind funktioniert! Berichte darüber gibt es z.B. hier auf dem Blog. Wenn Du eine individuelle, motivierende und neutrale Art der Unterstützung suchst, begleite ich Dich gern mit regelmäßigen Coachings durch die Elternzeit.

6. Genieße die Zeit mit Deinem Kind.

Wie heißt es so schön? Die Kinder sind nur einmal klein. Viele Eltern denken etwas wehmütig an die kostbare und kuschelige Babyzeit zurück. Die Elternzeit ist also auch zum Genießen da. Versuche, sie Dir nicht durch negative Gedanken an die Promotion à la „Jetzt habe ich schon wieder nichts geschafft, dabei wollte ich doch…“ zu vermiesen, sondern richte Deinen Blick immer wieder auf das Positive..

Wenn das schlechte Gewissen sich ernsthaft und stetig meldet, dann setze Dir einen festen Zeitraum, an dem Du Deinen Plänen aktiv nachgehen kannst und überlege Dir Deine nächsten konkreten Schritte. Dazu kannst Du wiederum Deine Anknüpfungspunkte aus Tipp Nr. 1 verwenden. Wichtig finde ich, dass Du Dir bewusst Zeit nimmst für Dein Kind, z.B. das gemeinsame Spielen, und ebenso für die Diss, z.B. die Planung der nächsten Wochen. Beides gedanklich zu vermischen, produziert meistens negative Gefühle.

Ich kann mich seit der Geburt meines Kindes nicht mehr zum Schreiben an der Doktorarbeit motivieren: Wie mache ich jetzt weiter?

Vielleicht stellst Du im Laufe Deiner Elternzeit fest, dass Du mehr und mehr auf Abstand zu Deinem Promotionsprojekt gegangen bist. Dein Blick auf die Doktorarbeit hat sich garantiert verändert, denn nun ist mit Deinem Kind etwas viel Wichtigeres in Dein Leben getreten. Manchmal führen die gedankliche, emotionale und räumliche Distanz zum Arbeitsplatz dazu, dass starke Zweifel an der Promotionsabsicht auftauchen, dass die Motivation fehlt und dass ein Abbruch im Raum steht.

Wenn sich so ein Gefühl der Unsicherheit bei Dir einstellt und Du keine Lust verspürst, die Dissertation weiterzuverfolgen, dann empfehle ich Dir, während Deiner Elternzeit zu reflektieren, was die Doktorarbeit für Dich bedeutet. Es kann z.B. helfen, Dir Deine Motivation neu vor Augen zu führen oder passende Arbeitsstrategien zu entwickeln. Ein Abbruch ist nicht die einzige Option – es kann aber dennoch erleichternd sein, sich einmal mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen.

Um Deine Promotionsabsicht neu zu klären und mit Schwung in die nächste Phase Deiner Promotion zu starten, kann ein Coaching nützlich sein. Wenn Du Interesse hast, schreibe mir jederzeit eine Mail um ein unverbindliches Gespräch zu vereinbaren. Dies kann am Telefon, per Skype oder face-to-face stattfinden, und natürlich gern mit Kind.